Rückblick und Ausblick: 50 Jahre vhs in Rottenburg

Menschen haben das Gesicht der vhs geprägt (April 2023)

Die Volkshochschulen besitzen eine weit über hundert Jahre zurückreichende Geschichte. Seit der fortschreitenden Emanzipation der ArbeiterInnen und BürgerInnen im ausgehenden 19. Jahrhundert gibt es Bestrebungen die Erwachsenenbildung in Deutschland zu institutionalisieren und dies auch in einer vom Staat geförderten Weise, Volksbildungsvereine gründeten sich. Doch erst mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Demokratisierung Deutschlands nimmt die Volkshochschulbewegung Fahrt auf: In der Reichsverfassung der Weimarer Republik erhielt die Erwachsenenbildung sogar Verfassungsrang. (Artikel 148 Abs. 3). Bis 1933 erlebt die Volkshochschulbewegung eine erste Blüte. Die Zeit des Nationalsozialismus beendet dies jäh. Erst mit der Nachkriegszeit – und deutlich gefördert durch die Besatzungsmächte (Stichwort: Reeducation) – wird die Erwachsenenbildung vorrangig durch Volkshochschulen wieder zum wesentlichen Staatsziel. Da Bildung im föderalen Deutschland Ländersache ist, steht es nun in den Landesverfassungen. In Baden-Württemberg heißt es im Artikel 22: „Die Erwachsenenbildung ist vom Staat, den Gemeinden und den Landkreisen zu fördern.“

In unserer Region wird vor etwa 75 Jahren die vhs Tübingen gegründet. Später richtet diese eine Nebenstelle in Rottenburg ein. Wenn nun die vhs Rottenburg 50 Jahre alt ist, muss man wissen, dass es Erwachsenenbildung hier, nicht erst seit der Gründung des eingetragenen Vereins Volkshochschule Rottenburg gibt.

Die wichtigsten Akteure, welche die Entstehung und Weiterentwicklung der Volkshochschule in Rottenburg geprägt haben, leben im Jubiläumsjahr 2023 glücklicherweise allesamt noch in Rottenburg und Umgebung, teils hoch betagt. Sie haben vhs-Leiter Bodo Müller im Vorfeld des Jubiläums in ausführlichen Gesprächen von der Geschichte unserer Volkshochschule berichtet.

Besonders vier Persönlichkeiten haben mit Ihrer Arbeit die vhs geprägt und wichtige Anstöße gegeben. Wir nehmen hier ihr Wirken in den Blick und erfahren wie alles begann und sich entwickelte.

 

Bruno Ernsperger

Er war es, der ehrenamtlich ab der Gründung im Jahre 1973 als 1. Vorsitzender, die Geschäfte des Vorstands und die Leitung der vhs für die ersten acht Jahre übernahm. Ihm lag daran, Rottenburg gesellschaftlich und kulturell zu öffnen.

Der Gründungsgedanke der damaligen Macher in Gemeinderat und Verwaltung war zielte besonders auch darauf, sich von Tübingen abzugrenzen. Wie erwähnt wurde die Erwachsenenbildung in Rottenburg damals noch als Außenstelle der vhs Tübingen organisiert. Und nicht wenige in Rottenburg empfanden die große Nachbarstadt und die dortige vhs als allzu links-liberal.

Bruno Ernsperger jedoch, als Katholik, der von der Reformbewegung des zweiten vatikanischen Konzils geprägt war, verstand es auf hervorragende Weise, konsequent weltanschaulich neutrale und vor allem für wirklich alle BürgerInnen und Bürger Rottenburgs passende Bildungsangebote auf die Beine zu stellen. Schon im Gründungsjahr 1973 gab es Angebote wie: „Reden lernen – Chance zur Persönlichkeitsverwirklichung“ oder „Berufsförderung für Hausfrauen mit zwei Zielen: Moderne Haushaltsführung und Orientierung sowie Vorbereitung für eine spätere Berufstätigkeit“, aber auch „Deutsch Anfangsstufe – für Ausländer aller Nationalitäten“ war darunter. Heute mögen diese Kurstitel etwas angestaubt klingen, die Inhalte waren es aber wahrlich nicht!

Im Jahr 1974 startete Ernsperger den zweiten bedeutenden Zweig der Bildungsarbeit: die Musikschule Rottenburg. Und seitdem widmet sich unser Trägerverein mit seinen zwei eigenständig organisierten Abteilungen sowohl der Erwachsenenbildung wie auch der Musikschularbeit.

Wie nicht selten im Leben entwickelte sich aus dem Baby vhs in Rottenburg unter Ernspergers Pflege und Obhut, ein etwas liberaler gesinnter Spross als geplant. Die vhs wurde zu einem zentralen Ort des Meinungsaustauschs und der Horizonterweiterung. Immer mehr Alt- und vor allem auch Neubürgerinnen und -bürger kamen in die Volkshochschule. Somit hat Bruno Ernsperger einen nicht geringen Anteil daran, dass Rottenburg kulturell und gesellschaftlich aufgeschlossener und bunter wurde.

Albert Bodenmiller

Als langjähriger Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle in Baden-Württemberg ein Experte in Sachen Erwachsenenbildung, hielt er vor fünfig Jahren die – noch heute hochaktuelle – Eröffnungsrede. Er stellte darin fest, was heute nicht weniger gilt als damals: „Die Demokratie ist nur so gut, wie die Bürger aktiv sind.“ Und führte aus, dass, um aktiv werden zu können, es einer vhs vor Ort bedarf, die Bildung für alle anbietet. Hierzu zählte er die berufliche Bildung, um sich im gesamten Lebenslauf für die Arbeitswelt erweitertes Wissen anzueignen, ferner Sprachbildung zum Erwerb kultureller Kompetenz und Dialogfähigkeit, kulturelle Bildung, um dem Menschen Selbstentfaltung lebensbegleitend zu bieten, und natürlich die politische Bildung, aber auch public science also die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse für Nichtfachleute (schon damals gab es „neudeutsche“ Fachwörter). Alle diese Facetten von Bildung stellen sicher, dass man sich kompetent informieren, unsere Gegenwart einschätzen und sich dadurch in unsere Demokratie einbringen kann.

Albert Bodenmiller hat aber hier in Rottenburg auch dafür gesorgt, das Andenken an Eugen Bolz und die Reichspogrom-Nacht wachzuhalten. Mit dem Verein „Für Demokratie – gegen das Vergessen“ hat er, meist unter Beteiligung des Eugen-Bolz-Gymnasiums und der vhs, zahlreiche Veranstaltungen zu diesen zentralen Themen organisiert. Ebenfalls hat er zusammen mit der vhs, politische Heimatkunde betrieben und dabei unter anderem über einen ortsansässigen Verlag aufgeklärt, der ewig gestriges Gedankengut und inzwischen auch Verschwörungsideologisches verbreitet.

Karl-Martin Ammon

Er war 29 Jahre lang – von 1981 bis 2010 – für die vhs Rottenburg tätig: zunächst als Pädagogischer Mitarbeiter und nach einigen Jahren als hauptamtlicher Leiter. Er hat die Erwachsenenbildung in Rottenburg weiter professionalisiert. Durch die Anstellung zusätzlicher Mitarbeitender für Programmplanung und Verwaltung konnten Angebotsbreite und -tiefe der Rottenburger vhs deutlich wachsen.

In seiner Ära wurden wegweisende Projekte durchgeführt und angestoßen: Regelmäßige Ausstellungen im Rathausfoyer (aus denen der Kulturverein entstand) oder inklusive Kursangebote. Diese waren damals so innovativ, dass Staatssekretär Rezzo Schlauch höchstpersönlich in Berlin einen vom Bundesministerium für Wirtschaft ausgelobten Innovationspreis an unsere vhs übergab.

Auch zum Erhalt des Kinos im Waldhorn trug die Unterstützung der vhs bei, so entstand eine sehr fruchtbare Kooperation, die bis heute besteht. Zusammen mit Bruno Ernsperger hat Karl-Martin Ammon die bis heute sehr erfolgreich laufende Veranstaltungsreihe für Ältere, „Kultur am Nachmittag“ aus der Taufe gehoben. Und dann hat er auch die Kooperation mit der JVA vertieft: vhs-Lehrende unterrichten Strafgefangenen.

Schon früh in den Achtzigern wurde die EDV zur effektiven Verwaltung eingeführt, später noch ein Qualitätsmanagementsystem. Nicht selten ging es auch um Räume: Zur Gründungszeit wurde im Rathaus alles verwaltet während für den Unterricht bald die Pliksburg (heute Kindergarten) genutzt wurde. Dann jedoch erhielten vhs und Musikschule die Alte Realschule als Verwaltungs- und Unterrichtsstätte. Es kamen das Rettungszentrum und später noch das Gesundheitszentrum in der Ziegelhütte hinzu.

In all der langen Zeit seines Wirkens gingen viele wichtige inhaltliche wie auch organisatorische Impulse von ihm aus und haben bis heute Bestand.

Eva Rochow

Sie hat die jüngere Geschichte der vhs maßgeblich mitgestaltet. Sie ist bis 2019 sechzehn Jahre lang Vorstandsmitglied und 14 Jahre davon auch dessen Vorsitzende gewesen. Diese Arbeit hat sie mit großem Elan und mit großer Aufopferungsbereitschaft geleistet.

Zwei Aspekte Ihrer Biographie haben Ihre Arbeit geprägt.

Erstens: Sie ist Expertin in Sachen Bildung. Als Studienrätin unterrichtete sie viele Jahre am EBG und hat zuletzt als Gründungs-Direktorin das Paul-Klee-Gymnasium aufgebaut.

Zweitens: Sie ist die Enkelin von Theodor Bäuerle, eine der führenden und prägenden Persönlichkeiten der demokratischen Volksbildung in der Weimarer Zeit. Er gründete zusammen mit Robert Bosch 1918 den Verein zur Förderung der Volksbildung und war dessen Direktor bis in die dreißiger Jahre. Nach der Überwindung des Nationalsozialismus war er dann 1947 bis 1951 Kultusminister von Württemberg-Baden. Eva Rochow war das Andenken an die Leistungen ihres Großvaters stets wichtig: Er forderte nämlich schon vor hundert Jahren ganz modern: „Stellt den Menschen und nicht den Stoff in den Mittelpunkt!“ Dieses Motto hat auch Ihren Einsatz für die vhs geprägt.

In Ihrer Vorstandsarbeit wurde dann die wichtigste Weichenstellung für die Zukunft von Volkshochschule und Musikschule gefällt: beide sollen angemessene und eigenständige Gebäudeflächen erhalten. Nach vielen Anläufen gelang es zuletzt, endlich ausreichend Raum zu schaffen: Eine Zwillingsschwester der alten Realschule können wir alle nun entstehen sehen. Dies schafft für die Musikschule eine fachlich adäquate Unterrichtsstätte. Und wenn dann das alte Realschulgebäude umfassend saniert und umgebaut wird, erhält auch die vhs geradezu ideale Bedingungen. Damit wird es der vhs möglich sein, auch für die nächsten 50 Jahre, ein zeitgemäßes, vielfältiges und bedarfsgerechtes Bildungsprogramm anzubieten.

Was hat die vhs bisher geleistet?

Von 1973 bis 2022 wurden in Rottenburg 21.086 Kurse und Vorträge durchgeführt.

In den zurückliegenden 50 Jahren besuchten sage und schreibe 210.142 Teilnehmende diese Bildungsveranstaltungen. Das bedeutet jede Bürgerin und jeder Bürger hat also statistisch fünf Mal in den zurückliegen 50 Jahren die Volkshochschule besucht.

Dabei wurden 210.142 Unterrichtsstunden durch viele tausend unterschiedliche Dozentinnen und Dozenten erbracht.

Die Entwicklungszahlen verdeutlich eine rasante Entwicklung: Zu Beginn 1973 in der Gründungsphase wurden etwa 50 Kurse pro Semester also pro Jahr ca. 100 durchgeführt. Dies hat sich bis 2019 auf über 900 gesteigert. Und wäre Corona nicht gekommen, hätten sich dies möglichweise auf das zehnfache gesteigert.

Pro Jahr konnte man 2019 fast 9.000 Teilnehmende registrieren, in den Anfangsjahren ab 1973 waren es gerade einmal 1.000. Damit dies geplant und durchgeführt werden kann, braucht es Personal. Startete die vhs zunächst mit einem hauptamtlich zuständigen Veraltungschef, arbeiten mittlerweile 12 Personen auf 7,7 Vollzeitstellen in der Volkshochschule und sorgen dafür, dass sich das Angebot in den zurückliegenden Jahren vervielfacht und vor allem inhaltlich im breiter geworden ist.

So ist es auch nur verständlich, dass es für die Bildungsarbeit der Volkshochschule ein angemessenes Gebäude bereit zu stellen ist. Zuletzt hat sich wie oben erwähnt nach einem langen Findungsprozess die nun gerade in der ersten Bauphase befindliche Lösung als die beste herausgestellt: Ein Zwillingsgebäude direkt neben dem historischen Realschulgebäude. Im Neubau wird ein Saal entstehen, der für die Musikschule als Konzertsaal, für die vhs als Vortragsraum und für die Stadtkapelle als Probenraum genutzt wird. Im sanierten Bestandsbau werden dann für die vhs Räumlichkeiten entstehen, angedacht sind ein offener Werkbereich, ideal z.B. für die Kooperation mit dem Repair-Cafe, eine Lehrküche, ein Bewegungsraum und ein Fachraum für die digitale Bildung ferner Unterrichtsräume für Kreativität und Gestaltung sowie eine Reihe weiterer universeller Unterrichtsräume.

Programmheft-Impressionen aus den ersten Jahren

Das erste Programmheft für das erste Semester der vhs Rottenburg trägt den Titel „Arbeitsplan für die Zeit von September 1973 bis März 1974“. Dieser Arbeitsplan verzeichnet alle Veranstaltungsangebote wie auch die Hinweise für die Teilnehmer, darunter einen Lageplan, „aus dem die Lage der Geschäftsstelle und der verschiedenen Veranstaltungsorte ersichtlich ist“, außerdem gibt es - als „Einhefter“ - die Anmeldekarte mit Semesterausweis. Damit sind hier bereits alle Elemente versammelt, die – mehr oder weniger – noch heute unser Programmheft prägen. Sogar einige Veranstaltungsorte haben sich bis heute gehalten: das Kolpinghaus, das Eugen-Bolz-Gymnasium, die Alte Realschule - letztere war damals noch nicht Sitz der Geschäftsstelle, sondern die neuevhs residierte am „Marktplatz 22, (neben dem Rathaus) Zimmer 11“.

Im Vorwort des Arbeitsplans heißt es: „Sehr geehrte Bürger der Kernstadt und der Stadteile! Mit einem breit gefächerten Weiterbildungsangebot nimmt die neugegründete Volkshochschule ihre Arbeit auf. Die Verantwortlichen der VHS waren bemüht, die unterschiedlichen Bildungsinteressen der Jugendlichen und Erwachsenen im ersten Arbeitsplan zu berücksichtigen. (…) Wir laden Sie herzlich ein, die von der VHS gebotenen Möglichkeiten zur Weiterbildung in Anspruch zu nehmen. Außerdem wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Wünsche und Anregungen zur Verbesserung des Bildungsangebots der VHS zur Kenntnis geben würden.“

Der feierliche „Eröffnungs-Abend“ wurde am Freitag, den 14. September 1973, von 20.00 Uhr an im Hotel Martinshof begangen, die Einladung hierzu war ebenfalls im Arbeitsplan abgedruckt.

„Der Arbeitsplan März 1974 – Juli 1974“ 

Für das zweite Semester vermeldet „Der Arbeitsplan März 1974 – Juli 1974“ vollen Erfolg: „Die Volkshochschule Rottenburg am Neckar e.V. hat im Herbst 1973 mit ihrer Erwachsenenbildungsarbeit begonnen. Das Echo bei der Bevölkerung in der Raumschaft Rottenburg hat alle Erwartungen übertroffen. Mit insgesamt 52 Kursen und 11 Einzelveranstaltungen hat die VHS bereits im ersten Semester ca. 2000 Teilnehmer aus 41 verschiedenen Orten des Raumes angesprochen.“ Und der Aufruf aus dem ersten Arbeitsplan scheint gewirkt zu haben, denn bei „der Ausarbeitung des Arbeitsplanes (für dieses zweite Semester) waren die Anregungen aus der Bevölkerung eine wertvolle Hilfe“. Erwähnenswert ist außerdem: Die VHS kann das Haus Pliksburg (Neckarhalde 26) beziehen. Und, die Außenstellen werden angebahnt: „Zur besseren Beratung und Information der Bürger in den Stadtteilen und in den umliegenden Gemeinden … Ortsbeauftragten in den betreffenden Orten zu gewinnen.“ Genannt werden Baisingen, Bieringen, Ergenzingen, Hailfingen, Hirrlingen, Kiebingen, Neustetten-Remmingsheim und die Ortsbeauftragten werden namentlich verzeichnet. Außerdem kann man jetzt vhs Mitglied werden! - wie aus den „Hinweisen für Teilnehmer“ (S. 2) hervorgeht. Als Kostprobe seien einige Veranstaltungstitel erwähnt: „Vom Sinn und Unsinn religiöser Erziehung im Vorschulalter“ (S. 7), „Grundgesetz und Linksradikalismus in der Bundesrepublik“ (S. 13), „Autogenes Training“ (S. 21), „Schwimmkurse für Anfänger“ (S. 23), davon einer für Kinder ab sieben und zwei weitere für Erwachsene.

Im dritten Semester - Arbeitsplan für die Zeit von September 1974 bis Januar 1975 gibt es weitere Neuerungen, so heißt es im Vorwort: „(…) Darüber hinaus trägt das vorliegende Programm deutliche Züge einer situationsnotwendigen Akzentuierung. Neben den Veranstaltungen zur Befähigung für den ‚Konkurrenzkampf‘ in der industriellen Leistungsgesellschaft treten mehr und mehr jene Angebote in den Vordergrund, deren übergeordnetes Lernziel mit ‚Leben‘ umschrieben werden könnte.“ Sic! Die VHS kann jetzt: „Im fertiggestellten Haus Pliksburg“ Veranstaltungen anbieten und „hat (…) nun Veranstaltungsräume zur Verfügung, die der Kommunikation Erwachsener förderlich sind und den Teilnehmern jenen Spielraum ermöglichen, der als Gegengewicht zu den Zwängen des Alltags gesucht wird.“ Und weiter: „Mit diesen räumlichen Voraussetzungen wurden „zwei wichtige Neuerungen im VHS-Programm möglich: die Durchführung von Vormittagskursen für Hausfrauen und die Eröffnung einer Abteilung für Jugendmusik.“ Da ist sie also schon: die Musikschule!

Im „Arbeitsplan für die Zeit von Januar bis Juli 1979“ werden - neben dem Vorsitzenden und Leiter der vhs, dessen Stellvertreter und dem Geschäftsführer - jetzt auch die Vorstandsmitglieder auf den ersten Seiten des Hefts genannt, außerdem ein (!) hauptamtlicher, pädagogischer Mitarbeiter - Robert Küppers - und zwei Mitarbeiterinnen im Sekretariat: Gabriele Deibler und Heidi Heumesser. Den Programmbereichen sind nun Fachbereichsleiter zugeordnet: z.B. für Kultur Vorstandsmitglied Ute Berger, für Gesellschaft und Politik Hansjörg Klink, Bruno Ernsperger hingegen leitete den Fachbereich Pädagogik, Psychologie, Philosophie. Die einzelnen Programmbereich sind weiter ausdifferenziert. So gibt es Veranstaltungen für ältere Mitbürger und Kurse extra für Feriengäste; außerdem findet sich ein „Programmangebot in der Justizvollzugsanstalt“. Die Jugendmusikschule ist ein eigener Bereich. Außenstellen gibt es in Ergenzingen, Hirrlingen und Starzach. Interessanterweise verzeichnet dieser Arbeitsplan keine Deutschkurse für Ausländer, aber das Angebot an Reisen hat deutlich zugenommen. Die Orchestervereinigung der VHS besteht bereits 1979 und auch die Zusammenarbeit mit dem Kino: „Filme der Auslese – In Zusammenarbeit mit den Waldhorn-Lichtspielen Rottenburg veranstaltet die Volkshochschule Rottenburg jeden zweiten Donnerstag im Monat einen Filmabend.“ (S. 12).

Für 1984 liegt kein „Arbeitsplan“ mehr vor, sondern ein Programmheft! Und das Layout hat sich kolossal geändert. Schlägt man das Heft auf, gewinnt man den Eindruck, Kunst und Kultur, Theater und Literatur hatten in dieser Zeit Hochkonjunktur: viele Führungen und Fahrten zu hochkarätigen Kunstausstellungen werden angeboten. Auch politische Themen sind mit noch mehr Nachdruck vertreten. Es gibt mehr Veranstaltungen und die Ankündigungstexte sind vielfach deutlich länger als in den 70er Jahren, Stimmung und Themen der Zeit spiegeln sich wider: Nato-Doppelbeschluss, Friedenssicherung, Umweltschutz, Feminismus.